EUROPHANE S 400
Verfasst: Mittwoch 17. Juli 2024, 19:42
Hallo zusammen,
einige Vorhaben dauert weitaus länger, als man selbst annimmt.
Das ist nicht nur bei Stuttgart21 der Fall, sondern auch bei der Restaurierung mancher Leuchten.
Anfang der siebziger Jahre brachte die Firma HOLOPHANE eine Mastaufsatzleuchte auf den Markt, deren Gehäuse aus zwei dickwandigen Halbkugeln aus Preßglas bestand.
Es gab verschieden große Ausführungen dieser Leuchte. Die kleinere - hier vorgestellte - Version hat einen Durchmesser von 400mm.
Die Bestückung dieser Version war ursprünglich für Glühlampen von 150W bis 300W, Quecksilberdampf-Hochdrucklampen 125W oder Mischlichtlampen 250W vorgesehen. Später kam auch die Bestückung mit Natriumdampf-Hochdrucklampe 70W dazu.
Ein Blick auf drei Katalogseiten von EUROPHANE (die Firma HOLOPHANE wechselte ihren Namen) zum Anfang der achtziger Jahre:
Diese Halbkugeln sind miteinander verklebt, damit keine Feuchtigkeit und kein Schmutz durch diese Stellen in das Innere der Leuchte eindringen kann.
Im Laufe der Produktion dieser Leuchte gab es immer wieder kleine technische Änderungen. Die meisten Änderungen hatten als Hintergrund die Senkung der Herstellungskosten.
In den ersten Jahren der Fertigung waren das Ober- und Unterteil der Leuchte aus Aluminiumdruckguß gefertigt. Ebenso die zwei Ringe, welche die Glashalbkugeln mit Gewindestangen zusammenhalten.
Die Ober- und Unterteile der Leuchte wurden in den späteren Jahren der Fertigung aus GFK hergestellt und die zwei Ringe für das mechanische Zusammenhalten der beiden Glashalbkugeln wurden aus Blech gepreßt.
Im Jahre 2019 kaufte ich diese Leuchte gebraucht in Frankreich für 100€. Das war schon damals ein „Schnäppchen“, denn diese „Boule HOLOPHANE“ werden gerne von Edelschlachtern gekauft und dann schick gemacht wiederverkauft für mehrere 100€ als Schicki-Micki-Leuchte für einen LOFT.
Das Problem beginnt also schon damit eine bezahlbare unrestaurierte Leuchte überhaupt zu finden. Hat geklappt.
Die Leuchte hatte im Inneren die üblichen Verunreinigungen, wie andere Leuchten auch.
Besonders fiel aber auf, daß es in der Leuchte sehr warm geworden sein mußte. Die Anschlußleitungen zur E27-Lampenfassung waren mehr, als spröde. Eventuell war in dieser Leuchte eine Mischlichtlampe 250W, die gut „eingeheizt“ hatte. Ein Vorschaltgerät war bei der Übernahme dieser Leuchte nicht vorhanden, lediglich die Bohrungen dafür im Geräteträger waren werkseitig angebracht.
Gut erkennbar ist, wie weit sich die Ummantelung der Leitungen bereits aufgelöst hat. Nach der Reinigung wurden neue Leitungen eingebaut.
Das Ober- und Unterteil der Leuchte ist aus GFK hergestellt worden. Das ist einfach ein übles Material, was immer wieder Fasern absondert. Es wurden nacheinander drei Lackschichten mit grauer Farbe aufgetragen, um dieses Verhalten einigermaßen einzudämmen. Der Werkstoff GFK saugt die Farbe auf, fast ähnlich wie ein Stück Kreide. So sind die Oberflächen dieses Materials einigermaßen gründlich versiegelt und mit dem Austritt von Glasfasern ist erstmal Schluß.
Als Aufnahme für die Leuchte habe ich selbst ein Drehteil angefertigt aus schwarzem Kunststoffmaterial. Das wurde auf einer dafür bereits verbereiteten Holzplatte montiert. In der Holzplatte ist ein Kanal für die Anschlußleitung eingefräst und 4 Stück Einschlagmuttern M8 sitzen an der Unterseite der Holzplatte in den Bohrungen. Die Anfertigung der Platte mit Bohren und Fräsen machte die Tischlerei bei mir „um die Ecke“. Die Platte hat ebenfalls auf der Unterseite noch 4 Stück runde Filzelemente erhalten in den Ecken. Die Seitenflächen und die Oberseite wurden mit Holzöl gestrichen.
An den zwei Gewindestangen habe ich im oberen Bereich eine runde Scheibe aus 4mm dickem Aluminiumblech angebracht, um das lackierte Oberteil der Leuchte vor der direkten Strahlungswärme der Lampe zu schützen. Das ist also nicht original, sondern eine Änderung. Es bewährt sich sehr gut und der obere Deckel auf der Leuchte wird auch nach mehreren Stunden Betrieb der Leuchte nur handwarm.
Eingebaut habe ich ein gebrauchtes Vorschaltgerät von OPTIMA für Quecksilberdampf-Hochdrucklampen 80W und 125W. Die ursprünglich angedachte Bestückung mit einer 125W-Lampe habe ich verworfen, weil das für das Wohnzimmer schon unangenehm hell wurde. Eingebaut ist jetzt eine Lampe PHILIPS HPL-N 80W, was für diesen Zweck vollkommen ausreichend ist.
So wurschtelt man dann wochenlang an dem Teil herum, lackiert, verkabelt, schraubt, wartet auf bestellte Ersatzteile (Käfigmuttern M8 in diesem Fall) und „ganz plötzlich“ ist die Leuchte auf einmal fertig. Den ganzen Zeitaufwand sieht man, wie bei vielen anderen Projekten dann später nicht mehr. Ich freue mich jedenfalls über eine meiner neuen Lichtquellen im Wohnzimmer.
Freundliche Grüße
Olav
einige Vorhaben dauert weitaus länger, als man selbst annimmt.
Das ist nicht nur bei Stuttgart21 der Fall, sondern auch bei der Restaurierung mancher Leuchten.
Anfang der siebziger Jahre brachte die Firma HOLOPHANE eine Mastaufsatzleuchte auf den Markt, deren Gehäuse aus zwei dickwandigen Halbkugeln aus Preßglas bestand.
Es gab verschieden große Ausführungen dieser Leuchte. Die kleinere - hier vorgestellte - Version hat einen Durchmesser von 400mm.
Die Bestückung dieser Version war ursprünglich für Glühlampen von 150W bis 300W, Quecksilberdampf-Hochdrucklampen 125W oder Mischlichtlampen 250W vorgesehen. Später kam auch die Bestückung mit Natriumdampf-Hochdrucklampe 70W dazu.
Ein Blick auf drei Katalogseiten von EUROPHANE (die Firma HOLOPHANE wechselte ihren Namen) zum Anfang der achtziger Jahre:
Diese Halbkugeln sind miteinander verklebt, damit keine Feuchtigkeit und kein Schmutz durch diese Stellen in das Innere der Leuchte eindringen kann.
Im Laufe der Produktion dieser Leuchte gab es immer wieder kleine technische Änderungen. Die meisten Änderungen hatten als Hintergrund die Senkung der Herstellungskosten.
In den ersten Jahren der Fertigung waren das Ober- und Unterteil der Leuchte aus Aluminiumdruckguß gefertigt. Ebenso die zwei Ringe, welche die Glashalbkugeln mit Gewindestangen zusammenhalten.
Die Ober- und Unterteile der Leuchte wurden in den späteren Jahren der Fertigung aus GFK hergestellt und die zwei Ringe für das mechanische Zusammenhalten der beiden Glashalbkugeln wurden aus Blech gepreßt.
Im Jahre 2019 kaufte ich diese Leuchte gebraucht in Frankreich für 100€. Das war schon damals ein „Schnäppchen“, denn diese „Boule HOLOPHANE“ werden gerne von Edelschlachtern gekauft und dann schick gemacht wiederverkauft für mehrere 100€ als Schicki-Micki-Leuchte für einen LOFT.
Das Problem beginnt also schon damit eine bezahlbare unrestaurierte Leuchte überhaupt zu finden. Hat geklappt.
Die Leuchte hatte im Inneren die üblichen Verunreinigungen, wie andere Leuchten auch.
Besonders fiel aber auf, daß es in der Leuchte sehr warm geworden sein mußte. Die Anschlußleitungen zur E27-Lampenfassung waren mehr, als spröde. Eventuell war in dieser Leuchte eine Mischlichtlampe 250W, die gut „eingeheizt“ hatte. Ein Vorschaltgerät war bei der Übernahme dieser Leuchte nicht vorhanden, lediglich die Bohrungen dafür im Geräteträger waren werkseitig angebracht.
Gut erkennbar ist, wie weit sich die Ummantelung der Leitungen bereits aufgelöst hat. Nach der Reinigung wurden neue Leitungen eingebaut.
Das Ober- und Unterteil der Leuchte ist aus GFK hergestellt worden. Das ist einfach ein übles Material, was immer wieder Fasern absondert. Es wurden nacheinander drei Lackschichten mit grauer Farbe aufgetragen, um dieses Verhalten einigermaßen einzudämmen. Der Werkstoff GFK saugt die Farbe auf, fast ähnlich wie ein Stück Kreide. So sind die Oberflächen dieses Materials einigermaßen gründlich versiegelt und mit dem Austritt von Glasfasern ist erstmal Schluß.
Als Aufnahme für die Leuchte habe ich selbst ein Drehteil angefertigt aus schwarzem Kunststoffmaterial. Das wurde auf einer dafür bereits verbereiteten Holzplatte montiert. In der Holzplatte ist ein Kanal für die Anschlußleitung eingefräst und 4 Stück Einschlagmuttern M8 sitzen an der Unterseite der Holzplatte in den Bohrungen. Die Anfertigung der Platte mit Bohren und Fräsen machte die Tischlerei bei mir „um die Ecke“. Die Platte hat ebenfalls auf der Unterseite noch 4 Stück runde Filzelemente erhalten in den Ecken. Die Seitenflächen und die Oberseite wurden mit Holzöl gestrichen.
An den zwei Gewindestangen habe ich im oberen Bereich eine runde Scheibe aus 4mm dickem Aluminiumblech angebracht, um das lackierte Oberteil der Leuchte vor der direkten Strahlungswärme der Lampe zu schützen. Das ist also nicht original, sondern eine Änderung. Es bewährt sich sehr gut und der obere Deckel auf der Leuchte wird auch nach mehreren Stunden Betrieb der Leuchte nur handwarm.
Eingebaut habe ich ein gebrauchtes Vorschaltgerät von OPTIMA für Quecksilberdampf-Hochdrucklampen 80W und 125W. Die ursprünglich angedachte Bestückung mit einer 125W-Lampe habe ich verworfen, weil das für das Wohnzimmer schon unangenehm hell wurde. Eingebaut ist jetzt eine Lampe PHILIPS HPL-N 80W, was für diesen Zweck vollkommen ausreichend ist.
So wurschtelt man dann wochenlang an dem Teil herum, lackiert, verkabelt, schraubt, wartet auf bestellte Ersatzteile (Käfigmuttern M8 in diesem Fall) und „ganz plötzlich“ ist die Leuchte auf einmal fertig. Den ganzen Zeitaufwand sieht man, wie bei vielen anderen Projekten dann später nicht mehr. Ich freue mich jedenfalls über eine meiner neuen Lichtquellen im Wohnzimmer.
Freundliche Grüße
Olav